In diesem Beitrag geht es – mal wieder – um Motivation und Belohnung, weil ich denke, dass in diesem Thema ein riesiges Potential schlummert, das von vielen HundeMenschen nicht im Ansatz ausgeschöpft wird.
Würdest du dich über eine heiße Suppe bei 40°C im Schatten freuen? Wahrscheinlich nicht, denn du sehnst dich dann wohl eher nach einem erfrischenden Eis. Aber für ein Eis würdest du in diesem Moment alles tun, oder?
Würde dich ein Schokoriegel motivieren, das Badezimmer zu putzen, wenn du den ganzen Tag so viele Schokoriegel essen konntest, wie du wolltest? Wahrscheinlich nicht, denn dein Bedürfnis nach Schokoriegeln ist bereits befriedigt.
Eine Belohnung muss immer ein Bedürfnis befriedigen. Um deinen Hund gezielt zu belohnen musst du also
die Bedürfnisse deines Hundes in unterschiedlichen Situationen kennen.
Dazu ist es unerlässlich, deinen Hund zu verstehen, seine Körpersprache lesen zu können und sein Verhalten einordnen zu können. Kennst du die Bedürfnisse deines Hundes nicht, kann es leicht passieren, dass du ihn
versehentlich bestrafst statt belohnst.
Belohne dem Individuum angepasst!
Optimal ist es, den Hund mit etwas zu belohnen, das er lieber tut, als das, was er gerade tut (Premack Prinzip).
Einen Hund, der Angst vor anderen Hunden oder Menschen hat, belohnst du durch eine Distanzvergrößerung zu diesen. Einen Hund, der mit anderen Hunden spielen will, wird durch eine Distanzverringer zu diesen belohnt.
Belohne der Situation angepasst!
Deine Belohnung sollte immer bestmöglich dem ähneln, zu dem dein Hund gerade am meisten Lust hat!
Wenn dein Hund dir zu Liebe auf Jagen verzichtet, belohne ihn mit einem Jagdspiel und nicht mit einer Kuscheleinheit. Verzichtet er auf ein Spiel mit einem anderen Hund, biete ihm ein tolles Sozialspiel mit dir statt einem Leckerli an. Hat er Angst, gib ihm körperliche Nähe und Geborgenheit.
Bedürfnis kommt von Bedarf.
Einen satten Hund wirst du mit Futter nur wenig motivieren können und ein Hund der ständig Leckerlis bekommt, wird diese nicht mehr als hochwertige Belohnung empfinden.
Kannst du deinen Hund normalerweise super mit einem gemeinsamen Spiel belohnen, wird dies nicht funktionieren, wenn dein Hund zu müde zum Spielen ist.
Das Planen von Belohnung beginnt folglich schon vor dem Training und im Alltag, indem du darauf achtest, die Bedürfnisse, die du zum Belohnen nutzen willst, nicht schon zuvor oder ständig zu befriedigen.
Belohne abwechslungsreich und überraschend!
So bleibt die Erwartung deines Hundes an deine Belohnungen hoch. Er weiß nie, was kommt, kann nicht innerlich beschließen, dass es sich eh nicht lohnt, denn er weiß ja nie, wie du ihn heute belohnst!
Du kannst nicht nur zwischen verschiedenen Leckerlis wechseln, sondern auch loben, spielen oder andere Aktivitäten als Belohnung nutzen, die dein Hund liebt.
Belohne der Leistung angepasst!
Unterschiedliche Belohnungen sind für deinen Hund unterschiedlich viel wert. Das ist natürlich abhängig von den individuellen, aktuellen und situationsabhängigen Bedürfnissen und Vorlieben deines Hundes (Belohnungs-Hitliste).
Das kannst du nutzen, um mäßige Leistungen weniger wertvoll zu belohnen als besonders gute. Herausragende Leistungen werden besonders exklusiv belohnt!
Belohne der Aufgabenstellung angepasst!
Konzentrierte Übungen, die hochfrequent bestätigt werde, belohnst du sicher besser mit Futter – vielleicht unterbrochen von Spieleinheiten. Dynamische Übungen kannst du gut mit einem geworfenen Spielzeug oder Futterdummy nach vorne belohnen. Entspannungsübungen belohnst du dagegen besser mit einer Kuscheleinheit.
Vor jeder Trainingseinheit ist es deine Aufgabe dir zu überlegen, wie du welche Aufgabe sinnvoll belohnst.
Belohne an den Trainingsfortschritt angepasst!
- Belohne neue Übungen immer extrem hochwertig! Das hat nachhaltigen Einfluss auf den Lernerfolg bei dieser Übung.
- Belohne im Verlauf des Trainings abwechslungsreich und überraschend. Das hält die Erwartungshaltung und damit den Dopaminspiegel deines Hundes hoch und führt zu erfolgreichem Lernen.
- Hat dein Hund eine Übung sicher gelernt, belohne variabel. Auch das erhöht den Dopaminspiegel und fördert das Lernen und Behalten.
- Eine Spieleinheit nach einer Trainingseinheit trägt dazu bei, dass das Gelernte besser behalten wird.
Befriedige Basisbedürfnisse zuerst!
Hat dein Hund Angst, ist sein Basisbedürfnis nach Sicherheit nicht befriedigt. Er wird kein Interesse daran haben, untergeordnete Bedürfnisse, wie zum Beispiel Spielen zu befriedigen.
Achte beim Training darauf, dass die Basisbedürfnisse deines Hundes nach Sicherheit und körperlichem und seelischem Wohlbefinden gestillt sind und er nicht gestresst ist.
Berücksichtige konkurrierende Motivation!
Motivation entsteht aus der Erwartung auf eine Belohnung. Je nach Belohnung fällt sie aber unterschiedlich hoch aus. An jedem Trainingsort wird es Dinge geben, die deinen Hund zu anderen Tätigkeiten motivieren, als die, die du gerade für ihn planst. Das ist konkurrierende Motivation.
Die musst du kennen, du musst wissen, was sie deinem Hund bedeutet, und was du dem entgegensetzen musst, um ihn für deine Aktivitäten zu begeistern. Dazu kannst du die Art und die Qualität der Belohnung anpassen.
Bestrafe nicht versehentlich!
Dein Hund kommt auf deinen Rückruf hin zu dir, obwohl er lieber weiter spielen würde? Super! Wenn du ihn nun mit einem „Fein“ oder einem Stück Trockenfutter belohnst und dann anleinst, überwiegt die „Strafe“ Anleinen sicher weit die Belohnung Trockenfutter (30 Sekunden Regel).
Das gleiche gilt für einen ängstlichen Hund an der Leine. Lobst du ihn dafür, dass er einen anderen Hund nicht anbellt, gehst dann aber weiter mit deinem Hund auf den anderen Hund zu, überwiegt die „Strafe“ Distanzverringerung die Belohnung Lob (Premack Prinzip).
Markersignale optimieren das Timing.
Bei der Belohnung kommt es auf gutes Timing an, damit dein Hund weiß, wofür er belohnt wird. Ein Markersignal oder Clicker kann als zeitliche Brücke dienen, die Kommunikation präzisieren und damit das Lernen beschleunigen.
Kenne deinen Hund!
Bei allen Prinzipien des Belohnens bleibt eines das wichtigste: Du musst deinen Hund kennen und verstehen lernen. Nur dann kennst du seine individuellen und situationsabhängigen Bedürfnisse und weißt, was ihm wieviel bedeutet und wie du ihn bestmöglich unterstützen und belohnen kannst.
Denkanstöße?
Ich hoffe ich, ich konnte dir den einen oder anderen Denkanstoss geben. Im Pürzelchen Training spielen Belohnung und Motivation eine große Rolle. Wenn du mehr zu diesen Themen lernen möchtest, kontaktiere mich gerne!