Hundebegegnungen

Für euch ein Thema?

Vor einigen Tagen gehe ich ausnahmsweise einmal nur mit einem Hund – meinem kleinen Schlappi – durch den Wald, weil wir nach dem Mantrailen auf dem Rückweg zum Auto sind. Auf einem ca. 3 Meter breiten Waldweg taucht plötzlich in einiger Entfernung eine Frau mit Hund auf – ein Australian Shepherd.

Schlappi, der Hund mit dem ich unterwegs bin, ist ein unkastrierter Rüde aus dem Tierheim, der bereits dreimal von einem Australian Shepherd aus dem Hinterhalt gebissen und schon zweimal von einer französischen Bulldogge angefallen wurde, während er bei mir an der kurzen Leine war. Immer hat er jedoch die Erfahrung gemacht, dass ich ihn mit meinem Körper ohne Rücksicht auf eigene Verluste verteidigt habe.

Schlappi ist an der Schleppleine und schnüffelt einige Meter vor mir am linken Wegesrand im Gras. Als er den anderen Hund wahrnimmt markiert er kurz, um dann entspannt und souverän weiter zu traben und zu schnüffeln. Ich spreche ihn kurz an, unsere Blicke treffen sich, wir sind entspannt und gut gelaunt. Schlappi richtet sich wieder nach vorne aus, nicht nach rechts zu dem sich nähernden Hund. Seine Rute schwingt weich und er zeigt sein gewohntes Erkundungsverhalten.

Ganz anders verhält sich das entgegenkommende Team. Der Australian Shepherd ist an einer kurzen Leine, er richtet sich von der rechten Wegseite aus diagonal auf meinen Hund hin aus, sein Blick fixiert Schlappi, sein Gangbild wird steifbeiniger, dann bleibt er an gespannter Leine deutlich drohend stehen – allerdings so, dass Frau, Leine und Hund 3/4 des Weges blockieren.

Wir nähern uns weiter auf der linken Wegseite. Uns bleiben nur wenige Zentimeter des eigentlich breiten Pfades. Ich bin aufgerückt und habe mich als lebendiges Schutzschild zwischen meinen Hund und den Australian Shepherd begeben, denn ich weiß, was passieren wird, wenn wir uns weiter nähern. Ich wundere mich nur, dass die Frau das nicht zu wissen scheint. Und ich hoffe, dass sie die Leine halten kann. Ich bin sprungbereit.

So kommt es nun, wie es kommen muss:

Mein souveräner, herzensguter, allerbester Hund der Welt trabt mit einem durch den erfolgreichen Trail zusätzlich gestärkten Selbstbewusstsein entspannt auf dem Grünstreifen wenige Zentimeter an einem in unsere Richtung wild eskalierend in der Leine hängenden Australian Shepherd vorbei, weiß er doch seinen persönlichen Bodyguard zwischen sich und der Bedrohung.

Als wir vorbei sind, feiern wir uns kurz. Wir sind einfach ein gutes Team. Irgendwie haben wir beide die unhöflichen Artgenossen, an denen wir vorbei gingen, noch nicht einmal gegrüßt. Auch darin waren wir uns einig. Ich liebe diesen kleinen Hund! Solche Begegnungen machen uns nur noch stärker! Schließlich sind wir schon gemeinsam in Höhlen abgeseilt und auf Deutschen Meisterschaften gestartet. Wir können uns aufeinander verlassen.

Dann hören wir hinter uns die Frau mit ihrem Hund schimpfen. Und wahrscheinlich denken wir auch wieder beide: Wie schade: Sie hatte doch so viel Zeit, ihrem Hund zu helfen, bevor es eskaliert! Das ist vor allem schade, weil es häufig nicht aus Lieblosigkeit so läuft, sondern aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit. Und dabei wäre es so einfach, sich Hilfe bei einem Hundetrainer zu suchen!

Ich möchte Hunde und Menschen zu einem Team machen, zu Partnern, die sich verstehen, helfen und vertrauen. Und ich möchte Hunde helfen, selbstbewusst, souverän und glücklich zu werden, weil ich glaube, dass sich dann viele Probleme von selber erledigen.